Wird der Schweizer Film überleben? Das war heute die diskussionsrunde an den Solothurner Filmtage.
Schweizer Filme – ob im Kino oder im Fernsehen – sind Kulturgut, Zeitdokumente und Wirtschaftsfaktor. Was würde eine Annahme der Initiative für Filmschaffende, Filmjournalisten oder Filmfestivals bedeuten? Befürworter und Gegner diskutieren.
Moderation: Markus Spillmann (Präsident der Stiftung Schweizer Presserat). Eine Veranstaltung des Schweizerischen Verbands der Filmproduzenten (SFP) und des Schweizerischen Verbands der Filmjournalisten und Filmjournalistinnen (SVFJ). Aufgenommen im Kino im Uferbau, 31. Januar 2018. Dank an die Solothurner Filmtage.
Meine persönliche Zusammenfassung
geschrieben von: Guido Baechler, CEO Jeridoo Universe AG
Danke an die Repräsenten der Solothurner Filmtage, dass Filmemacher, SRG sowie Initianten der #NoBillag Initiative die Möglichkeit hatten, eine Diskussions zu führen. Thema: hat der Schweizerische Film im Falle einer Iniativen-Annahme noch eine Überlebenschance? Dabei stand nicht die #NoBillag Initiative im Vordergrund, sondern deren Auswirkungen einer An-oder Ablehnung.
Persönlich möchte ich anfügen, dass ich leider ein bisschen falsch eingeführt wurde, nämlich als Befürworter der Initiative, jedoch konnte ich das durch die Diskussion richtig stellen. Der Grund, weshalb ich im Namen der Jeridoo Universe an dieser Diskussion teilgenommen habe bezieht sich ausschliesslich auf die Frage: Wenn die Initiative angenommen würde, geht der Film dann in der Schweiz ein? Wir als Firma, bekräftigen unsere Meinung, dass der Film (Spielfilm) auch bei einer Abschaffung der SRG sehr wohl eine Erfolgsmöglichkeit hat. In diesem Artikel findet sich die deatailisierte Abhandlung sowie der gesamte Inhalt meiner Worte zur Podiumsdiskussion. Warum befürworten Sie die Initiative oder warum lehnen Sie diese ab?
Weder noch, ich kann nicht eine Initiative befürworten oder ablehnen, wenn der Initiativen-Text „No BILAG“ schon irreführend vorausgeht. Liest man diesen Initiativen-Text genau, dann geht es nicht nur um die Abschaffung der Bilag, einer Firma, sprich Institution, welche nächstes Jahr anders heissen wird oder um die Abschaffung von Zwangsgebühren, sondern es geht ja auch darum die SRG abzuschaffen. Dies ist der wahre Hintergrund, welchen ich weder befürworten noch ablehnen kann. SRG und Bilag sind zwei Paar Schuhe. Die Initiative ist daher bewusst irreführend eingeleitet worden. In meinen Augen ist dieses Unterfangen nicht einmal legal, da sie mit Absicht eine Verdunkelung darstellt. Die Leute werden mit Absicht in die Irre geführt. Vordergründlich meint das Volk es handele sich um die Zwangsgebühren, aber eigentlich geht es um die Abschaffung der SRG. Ich bin zwar eingetragen, dass ich dafür bin, dies ist aber falsch gedeutet. Zu meiner Erklärung; ich bin dafür, dass man die Gebühren senkt, halbiert oder die Gebühren zum Beispiel von der direkten Bundessteuer einholt. Also bin ich weder dafür noch dagegen. Bei der Abstimmung denke ich aber für die SRG, welche bestehen bleiben muss, also werde ich gegen die NO-BILAG stimmen müssen. Allerdings bin ich dafür, dass sich im Hause SRG gewaltig etwas ändern muss. So geht es nicht weiter.
WELCHE BEDEUTUNG HAT DIE SRG FÜR DIE HIESIGE FILMBRANCHE, SEI ES AUS SICHT DER FINANZIELLEN FÖRDERUNG, DER PRODUKTIONSBEAUFTRAGUNG, DER LIZENSIERUNG, DER AUSSPIELUNG UND DER VERMARKTUNG?
Die SRG hat sehr wohl einen grossen Einfluss auf die Schweizer Filmbranche, aber auch hier muss man ganz gezielt unterteilen: Es ist natürlich absolut klar, einen Schweizer Dokumentarfilm, einen Schweizer Kulturfilm, einen Schweizer Kunstfilm kann nicht gedreht werden ohne Sponsorengelder. Leute mit dicken Geldbeuteln, welche einem Geld schenken oder aber eben auch die SRG, welche als Co-Produzent fungiert sind hier sehr willkommen und gefragt. Unsere Firma hat in der Vergangenheit viele Projekte mit der SRG umgesetzt, dafür sind wir auch extrem dankbar. Es gibt aber auch eine negative Seite: Die SRG will redaktionell reinreden. Sie muss natürlich sicherstellen, dass Swissnes im Film vorhanden ist. Hier tritt das Problem auf, das man sich einengt auf den Schweizer Markt. Deswegen schafft es keiner dieser Filme, ausser mit vielleicht mit einer Aussnahme wie „Heidi“, über die Schweizer Landes-Grenze ins Ausland zu gelangen. Zu viele Auflagen versperren die Möglichkeit ein erfolgreiches Produkt zu generieren. Auf der einen Seite ist es für jene von Vorteil, welche einen Kultur- oder Arthouse-Film drehen, denn dieser ist nicht finanzierbar durch Investoren. Der Nachteil ist, wenn man einen Kinofilm produzieren und diesen im Ausland vermarkten will, hier ist eine Zusammenarbeit sehr schwierig. Man wird geradezu diktatorisch abgewürgt.
Wen gibt es sonst eigentlich noch und welche Bedeutung haben diese Alternativen?
Es gibt natürlich noch andere Filmstiftungen. Zum Beispiel Göhner, welche auch bekannt ist dafür, Schweizer Filmemacher großzügig zu unterstützen. Weitere Beispiele: Zürcher Filmstiftung oder das Bundesamt für Kultur BAK, sowie Lotterie Gelder, unzählige weitere Stiftungen, Kantone und sogar Städte oder Tourismus Büros. Zusammen mit den über CHF 27 Millionen der SRG zählen diese gesamt etwa CHF 170 Mio pro Jahr (Stand 2014). Aber trotzdem müssen Auflagen getroffen werden, welche die Vermarktung eines kommerziell-wirtschaftlichen Filmes nicht oder äußerst schwer ermöglichen. Man muss auch hier immer wieder unterscheiden in den Sparten Kunstfilm, Arte Film, Kulturfilm, Dokumentarfilm etc. welche nur mit den oben genannten öffentlichen Geldern finanzierbar sind. Es gibt auch da positive Ausnahmen und es ist machbar, dass man einen Arte-Dokumentarfilm erfolgreich über die Schweizer Landesgrenze verkauft. Wir haben bereits Dokumentarfilme produziert, welche danach weltweit gezeigt worden sind. Einer ist an 48 Filmfestivals gelaufen, es ist machbar aber extrem schwer. Man muss finanziell selbst sehr gut aufgestellt sein um dies zu bewerkstelligen. Aber sonst hat man hier das gleiche Problem: es ist nicht möglich einen internationalen Film zu produzieren. Es sieht gerade so aus als würden gute Filme ausgebremst und abgewürgt um den Markt konkurrenzlos unten zu halten. Wie ein Riesenkrake der alles umschlingt. Dabei wäre es eine Innovation gute und grosse internationale Produktionen in die Welt zu senden. Ein Film ist ein wirtschaftliches Produkt: Er kostet viel und soll auch viel einspielen. In der Schweiz läuft das umgekehrt: Film wird kleingehalten, kommt nicht über die Grenzen hinaus, keiner sieht ihn, er macht also kein Geld…welch ein Irrsinn…
Gemeinhin wird angenommen, das einheimische Filmschaffende wäre ohne Fördergelder unD einen starken Player im Markt gar nicht möglich, stimmt das, bzw welches Filmschaffen wäre bedroht?
Dies ist eine grundsätzlich falsche Annahme. Richtig ist, wie bereits erklärt: Filmschaffende von Kultur- sprich Arthouse-Filmen sind natürlich angewiesen auf Fördergelder. Es gibt aber auch ein anderes Filmschaffen in der Schweiz, welches unsere seit 2004 bestehende Firma nun auch angefangen hat. (Wir sind in Kanada und USA zu Hause, haben viele Kleinere und Grössere Produktionen sowie Co-Produktionen realisiert und über 100 Filme produziert). Neu ist das Auslands- oder bekannte Amerikanische Filmfinanzierungsmodel. Ein Prinzip, welches wir nun auch in der Schweiz einführen und bereits erfolgreich danach produzieren: Finanzieren durch Investoren und Banken. Es ist also völlig falsch, dass wenn die SRG keine Filme mehr unterstützt, es keine Schweizer Filme mehr geben wird. Vielleicht gibt es dann den typischen Schweizer Film nicht mehr, aber wer international eingestellt ist und Filme und deren Stoffe für ein breites weltweites Publikum anpasst, kann sehr wohl einen Schweizer Content weltweit verkaufen in Form eines Spielfilmes. Der Film kann durchaus sogar in der Schweiz gedreht werden, unterliegt allerdings ein paar Richtlinien. Er muss aber zum Beispiel in Englisch gedreht werden und international besetzt sein um ein grosses weltweites Publikum anzusprechen. Englisch auch deswegen, weil es in Ländern wie Nordamerika zum Beispiel keine synchronisierten Filme auf dem Markt gibt. In Europa ist dies anders. Wir sind mit Synchron aufgewachsen. (bereits kultige Beispiele von Synchronfassungen sind Bud Spencer und Terence Hill Filme, Schwarzenegger Produktionen oder Walt Disney Zeichentrickfilme). Wenn man gross denkt, ist dies absolut möglich. Wir sind auch nicht die Pioniere auf diesem Gebiet. Siehe den Vorgänger „Cargo“ (in 24 Ländern verkauft und ein Erfolg in China ebenso auf Netflix) oder zuvor „die Wildgänse kommen“ eine internationale Produktion mit Schweizer Wurzeln aus den 70ern mit Weltstars besetzt: Roger Moore, Richard Harris und Richard Burton sowie Hardy Krüger. Wenn man sich natürlich als Filmemacher einfach darauf abstützt, dass man Fördergelder bekommt, dann bleibt man in einem erfolglosen Segment und dreht Filme die keiner sieht oder sehen will. Egal ob dieser im Ausland gezeigt werden oder Gewinne einspielt, er ist ja durch den Staat finanziert. Im Falle einer No-Bilag Annahme ist man mit dieser Art Filmemachen natürlich verloren. Man darf nicht vergessen das tausende von Schweizer Filmemachern von der SRG abhängig sind, da diese sie mit Filmaufträgen aller Art bestückt. Die schlauen Filmemacher allerdings springen auf den erfolgreichen internationalen Zug auf. Film ist ein wirtschaftliches und weltweites Produkt wie etwa die Autoindustrie, oder gibt es einen Schweizer Autoproduzenten oder Konzern der nur für ein paar Bergbauern Traktoren produziert und damit erfolgreich ist?
Wo spielt der kommerzielle Markt? Wo nicht? Und warum nicht?
Der Kommerzielle Markt spielt eindeutig dort, wo die Filme für ein breites internationales Publikum angelegt und erdacht sind. Vorbildliches Model ist dabei ganz klar die USA. Nehme wir das Beispiel Disney. Sie erfinden sich immer wieder neu und orientieren sich am Markt. Was mit einer Maus begann ist heute eine sehr grosse Maus geworden mit erfolgreichen Franchises wie etwa Star Wars oder Marvel. Wie Netflix begründet Disney ebenfalls ein neues Pay-TV on Demand im nächsten Jahr. Kurz gesagt: Kommerziell ist, was weltweit verbreitet und verkauft wird. Die Schweiz ist eines der beliebtesten Länder, mehr als manches Nachbarsland und ihre Geschichten sowie die Swissness wird sehr gerne aufgenommen im Ausland. Deswegen besteht hier ein grosses Potential, diese international zu vermarkten. Swissness ist ein unterschätzter Marktwert welcher internationalen Wert besitzt. Kommerziell ausgerichtete Filme werden in Englisch und mit Weltstars geschmückt auf den Markt gebracht. Denken sie an Schwedische Filme und Serien oder Französische und Englische, dort funktioniert es blendend (Beispiel: IRON SKY). Ja, man muss umdenken, aber nichts ist einfacher als das, denken wir wie die Zuschauer, die breite junge Masse gehört natürlich dazu, dann sieht der Markt gleich ganz anders aufgestellt aus. Sie werden jetzt sagen, die Schweiz ist zu klein dafür? Mitnichten, die Schweiz ist vielsprachig und schon deswegen schreit internationales Filmemachen danach. Sie werden jetzt sagen, im grossen Deutschland klappt das auch nicht, richtig: aber die Schweiz ist weltweit eines der beliebtesten Länder, Deutschland ist das immer noch nicht und ist außerdem nicht viersprachig. Mut zur Schweiz mit ihrer Swissnes und auf eine neue moderne Erzählkunst. So werden kommerziell erfolgreiche Filme geschaffen.
Was wäre wenn, die Initiative angenommen werden würde, knapp abgelehnt würde, eine Halbierungsinitiative nachgeschoben werden würde?
Ich hoffe das die Initiative abgelehnt wird, die SRG aufwacht und eine Halbierungs-Initiative von der SRG nachgeschoben wird. Die SRG muss aufgeräumt werden. Sie ist zu träge und vieles läuft falsch, gerade im Einkauf sowie Produktion. Es braucht jemanden, welcher reinkommt und den Laden aufräumt. Ich würde das tun, ich wüsste genau was ich umstrukturieren würde von SRF 1 bis 3. Es wäre eine erfolgreiche Mischung zwischen Public Service und Privatem Free-TV. Hoffe das die Initiative abgelehnt wird, damit die SRG endlich die letzte Chance bekommt und ihre Struktur zu ändern. Ein Aufruf zum gerechten Wandel.
Das Bundesamt für Kultur und einzelne Kantone sind ebenfalls in der Filmförderung, wäre es nicht generell sinnvoll, das Fördermittel über solche Kanäle flössen, als über einen legimitatorisch immer stärker unter Druck stehenden Broadcaster, der gewisse Bevölkerungsgruppen gar nicht mehr erreicht mit seinen Programmen?
Beim BAK muss grundsätzlich mal aufgeräumt werden. Es kann doch nicht sein, das andere Produzenten über die Geldverteilung des Fonds für ihre Konkurrenten entscheiden. Sie geben sich zwar als neutral, nach meiner Meinung stimmt dies allerdings nicht: Die Erfahrung durch unsere wie auch andere Produktionen und Filmemacher (ich kenne mindestens 10 ) zeigt, selbst bei einem guten Projekt, bei dem alles richtig eingereicht wurde, wird oft kein Geld gesprochen. Sie werden zwar inhaltlich gelobt oder hochgehoben, wie etwa „das ist ein sehr interessantes Projekt“ aber das Geld fliesst an andere Produktionen, welche sich das Geld gegenseitig zuschieben (Vetternwirtschaft). Grundsätzlich wäre es in Ordnung, wenn sämtliche Fördergelder vom BAK kommen ohne die SRG. (Nur weil zum Beispiel ein Deal für eine Ausstrahlung seines Produktes besteht, das muss nicht sein, solche Verträge kann der Filmemacher auch selbst abschliessen). Der Filmemacher ist damit beschäftigt jegliche Gemeinden und Kantone sowie Förderungen anzufragen, nur das er am Schluss, wenn überhaupt 10% des Kuchens bekommt. Danach kann er vielleicht mit niedrigsten Voraussetzungen seinen Film produzieren, von welchem kaum jemals jemand eine Notiz nimmt, geschweige denn, dass er die Landesgrenze überschreitet, wo ein lukrativer Handel im Filmgeschäft erst möglich wird. Das muss aufhören. In anderen Ländern ist das ganz anders gelöst. Hier zwei Beispiele. Das eine ist die sogenannte TAX INSENTING oder STEUERRÜCKVERGÜTUNG: Für ein eigenes internationales Schweizerisches Projekt zahlen wir für die Löhne / Gagen des Hauptcastes der Schaupieler, welcher aus dem Ausland kommt, eine Quellensteuer von CHF 180 000.-. Diese fliesst direkt den Kantonen in die Kasse, aber keiner der Kantone will uns Geld zurückgeben. Das ist doch falsch. Eigentlich sollte es so geregelt werden, dass der Filmemacher von den Steuern die er abgibt, etwas zurückbekommt. Das ist die Steuerrückvergütung. Nach diesem Beispiel arbeitet Kanada: 35% bis 55% werden dort Rückvergütet, da das Geld im Land ausgegeben wurde, neue Arbeitsplätze etc. geschaffen wurden. Ebenso USA. Zweites Beispiel: In Europa läuft es teilweise so, dass wenn der Filmemacher zum Beispiel einen Film von 5 Millionen produzieren will, allerdings nur 3 Millionen hat, dann wird durch den Staat einfach widerstandslos 50% davon dazugezahlt, somit hat er dann 4,5 Millionen zusammen. Den Restbetrag zu erlangen, ist danach einfacher. Das müsste passieren, das BAK muss umstrukturiert werden. Im Endeffekt ist es aber egal, ob es die SRG dafür gibt oder nicht.
Sicherlich wird hier die Frage auftauchen, warum sollen nur ausländische Schauspieler in einem Schweizer Film auftreten. Dem ist nicht so, es ist ein Mix zwischen Schweizer Künstlern und internationalen Schauspielern. Die Schweizer Schauspieler profitieren von den grossen Stars. Somit werden Schweizer gleichzeitig auf den internationalen Markt gebracht und wir eröffnen ihnen den Start zu einer erfolgreichen internationalen Karriere. Es ist im Endeffekt egal, woher ein Spitzenstar kommt, aber zeigen sie mir heute noch einen Spitzenstar in der Schweiz? Früher gabs das, vor 50 Jahren: Ursula Andress und Maximilian Schell. Also im Tennis geht das auch: Roger Federer, aber einer muss Talente sehen und fördern. GENERELLER, WIR SPRECHEN QUASI NOBILAG, VIEL VON FÖRDERMITTELN UND FINANZEN, WENIGER ÜBER INHALTE, KAUM JE ÜBER DIE NUTZUNG DIESER INHALTE, WAS TUT DIE HIESIGE FILMINDUSTRIE MIT BLICK AUF JÜNGERE PUBLIKA, DIE NICHT MEHR DIE KLASSISCHE WEISE MEDIENERZEUGNISSE KONSUMIEREN, ALSO ZUM BEISPIEL AUCH NICHT MEHR DVD KAUFEN ODER INS KINO GEHEN SONDERN NETFLIX ODER GAR EHER YOUTUBE KONSUMIEREN?
Das ist natürlich schon ein Problem. Wenn SRG abgeschaltet würde, dann hätte man danach eine Medienlandschaft wie in Amerika. Das heisst es wären überall nur noch Propaganda Sender auf dem Schirm. Dies würden dann jüngere Generationen konsumieren, denn Tatsache ist, dass die Filme und News etc., welche die Jungen über Youtube und Facebook konsumieren ja vorerst von einem Medienhaus produziert worden sind. Natürlich mischt Netflix mit seinen Original Series und Original Filmen den Markt auf. Hier liegt es natürlich auch am Filmemacher sich anzupassen. Das heisst der Schweizerfilmemacher müsste sich international anpassen und nicht klein denken für die Schweiz. Netflix bedient ein weltweites Publikum und nicht die Kleinstprovinz Schweiz. Auch hier ist ein Umdenken des Filmemachers gefragt, oder eben ganz neue Filmemacher gesucht. In den letzten 10 Jahren hat sich der Film- und TV-Markt komplett verändert und er wird sich auch weiterhin verändern. Die Leute sind sich nicht bewusst, das Apple, welche iTunes betreibt pro Jahr 10 Milliarden Dollar Umsatz mit iTunes alleine erwirtschaftet, welche auf dieser Plattform Filme vermietet. Unsere Firma Jeridoo sind Lieferant, ein sogenannter Aggregator für iTunes. Wir kodieren Filme für diesen Anbieter. Das Angebot für Schweizer Filme auf iTunes ist natürlich sehr klein. Ebenso ist der Schweizer Konsument bis heute noch nicht sonderlich mit dem Model iTunes bekannt. Das wird sich aber, wie in anderen Ländern ändern, weil Apple ebenfalls seine eigenen Filme und Serien produzieren wird. Hier liegt es einfach auch am Filmschaffenden, welcher gute Ideen haben muss für ein internationales grosses Publikum. Also vor allem heute im Serienbereich. Das Publikum liebt neue Serien und Filme, die Nachfrage ist weltweit so riesig, wie es nicht mal der Sport erreicht, siehe das Beispiel Netflix, Amazon, Hulu oder eben Disney. Das Publikum will stetig neu gefüttert werden. Das gleiche gilt aber auch für Schweizer TV-Sender, wenn diese überleben wollen, werden sie es nicht tun, indem sie die ganze Zeit Serien wie BIG BANG THEORY rauf und runter laufen lassen, sondern mit Neuen innovativen Eigenproduktionen aufwarten: Eigene exklusive Filme und Serien. Ansonsten werden auch diese Sender vom Markt abfallen. Dies alles ist ganz unabhängig von der aktuellen BiIag-Situation, aber es spiegelt den Zeitgeist. Eine Umstellung, durch die alle müssen. Ein ganz grosser Produzent ist übrigens neu auf dem Markt: FACEBOOK. Die jetzt mit einem kleinen Budget (satirisch gemeint) starten welches über 5 Milliarden beträgt um zukünftig Filme und Serien zu zeigen, dies wird ein ganz grosser Umbruch werden in der hiesigen Filmindustrie. Um auf die BiIag Situation zurückzukommen und die SRG, es ist ein Wandel und höchste Zeit, total umzudenken und neu aufzuräumen um mitschwimmen zu können.
Unabhängig von No Bilag, wie beurteilen Sie die Situation für die Filmbranche in der Schweiz, was läuft gut, was wenig, was gar nicht und warum?
Man muss versuchen Filme zu produzieren, welche die Welt sehen will. Wir erkannten die Problematik selber und versuchen in Zusammenarbeit mit dem CeDe-Versandhaus dem Schweizer Film ein Platz im Markt zu geben. Wir produzieren Blu-rays und DVDs von über 15 Schweizer Filme. Dies ist ein Test, es wird sich noch herausstellen wie erfolgreich das Vorhaben sein wird. Wir hatten zwei Filme vor Weihnachten geliefert: „Nagelprobe“ und „Tyfelstei“. Die Verkäufe waren sehr gut vor Weihnachten. Ob dies anhaltend ist werden wir sehen. Ende 2018 werden wir sehen wie viele von den 350 000 blauen und silbernen Scheiben noch im Bestand liegen oder ob der grosse Teil weg ist. Danach ziehen wir die Bilanz. Man kann dem Schweizer Publikum nicht den Schweizer Film aufzwingen, wenn es ihn gar nicht sehen will. Man muss sich, wie schon gesagt, international orientieren, ein paar wenige Produzenten haben dies erblickt.
Wo sehen Sie - gesetzt des Falls, die SRG existiert auch weiter - bei der SRG als einer der wichtigeren Playern im Markt Verbesserungs- oder Reformbedarf in Sachen Film (fiktionale Unterhalten/Dokumentationen)?
Die SRG muss aufhören „Hollywood“ kopieren zu wollen, das heisst selbst die Filme und Serien zu drehen, das können sie nicht, es sollen andere für sie tun. SRF1 soll hingegen den Public Service umsetzen mit Dokumentationen, Informationssendungen, Nachrichtensendungen. Der Sport gehört übrigens nicht dazu, der soll privatisiert werden. Es gibt genügend andere Sender in der Schweiz, welche gerne den Sport professionell übernehmen würden. Wer Fussball will, darf auch dafür zahlen. Dasselbe gilt für Skirennen und weiteres. Dies alles gibt es schon bei Telebclub Sport. Es gibt keinen Grund, warum die SRG hier mitmischt mit SRF 2. Ebenso muss die SRG aufhören teure Unterhaltungssendungen einzukaufen, was bei einer Halbierung der Gebühren ohnehin wegfällt. Auch hier findet ein Umdenken statt, indem, wenn Sie es einkaufen, halt eben einen Kanal anbieten, den man zahlen muss, wenn man es sehen will oder es wie die Privaten mit mehr Werbung finanzieren um dies kostenlos anbieten zu können. Und der Konsument muss das natürlich auch akzeptieren, wer weniger zahlt, sieht weniger, oder er akzeptiert halt mehr Werbung. Im Fernsehen sind die Filme sowieso zurechtgeschnitten und verstümmelt. Ein richtiger Filmfreak geht immer noch ins Kino und kauft sich DVDs für seine Sammlung. In Deutschland sind die Kinobesuche wieder immens angestiegen. Das Kino ist ein Phänomen was nie verschwinden wird, genauso wie das Theater, es überdauert alle neuen Errungenschaften. Das grosse internationale Filmgeschäft ist äusserst erfolgreich und lukrativ. Daran muss sich gemessen werden.
Warum soll also der Konsument nicht gewillt sein für SRF 2 zu zahlen? Er muss es ja im Kino oder für die DVD und Netflix auch. Dann kostet eben der zweite Sender, welcher gute internationale Unterhaltung zeigt 10 Franken im Monat, dafür kann er sich dann auch mit den anderen Anbietern messen. Wenn man Z.Bsp ein gewisses Paket will, muss man dafür zahlen (gesendete Sprachen wie Englisch, portugiesisch etc). Abschließend gilt für den erfolgreichen Filmmarkt dasselbe wie für den erfolgreichen Automarkt: Internationale innovative Produkte anbieten und für den Weltmarkt produzieren. Dies funktioniert erfolgreich mit internationalen Investoren und Banken. Wir machen das mit Schweizer Präzision erfolgreich.
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